Die Königin ist der Schlüssel zu einem jedem Bienenvolk. Denn ihr Charakter ist entscheidend dafür, wie friedlich das Volk ist, wie viele fleißige Honigsammlerinnen im Volk leben, wie gerne das Volk schwärmen möchte, wie resistent es gegen Krankheiten ist und wie stark und gesund das Volk den Winter übersteht. Es sind vor allem junge Königinnen, die für gesunde und widerstandsfähige, leistungsstarke sowie schwarmträge Bienenvölker sorgen.
Der Charakter des Bienenvolkes wird aber nicht alleine durch die Eigenschaften der Königin beeinflusst. Genauso wichtig ist das Wesen der bis zu zehn Drohnen, welche die Königin am Anfang ihres Lebens auf ihrem Hochzeitsflug begatten und deren Samenzellen sie bis zu ihrem Lebensende in sich trägt. Mit diesen Samen werden nämlich die Eier befruchtet, aus denen sich weibliche Arbeiterbienen – die eigentlichen Chefinnen, die die Honigfabrik am laufen halten – entwickeln.
Gleichwohl kommt der Königin für das gesamte Bienenvolk eine ganz besondere Bedeutung zu. Dies wird schon daran deutlich, dass ein Volk auf Dauer nur mit einer gesunden Königin überleben kann. Daher wird sie auch stets von ihrem „Hofstaat“ aus Bienen umsorgt. Umso wichtiger ist es, dass in den einzelnen Bienenvölkern junge Königinnen leben, die möglichst viele positive Eigenschaften mit sich bringen. Solches erreicht man vor allem durch eine gezielte Zucht der Königinnen aus auserlesenen Zuchtvölkern.
Um Euch einen Einblick zu geben, wie eine solche Zucht funktioniert, möchte ich Euch meine Art der Königinnenzucht zeigen.
Am Anfang steht die Auswahl desjenigen Bienenvolkes, von dem neue Königinnen gezogen werden sollen. Die Zuchtvölker wähle ich vor allem anhand von vier Kriterien aus:
Ist das Zuchtvolk ausgewählt, geht es an das Umlarven der einen Tag alten Bienenlarven. Mit ruhiger Hand und einer Umlarvnadel hebe ich die Larven aus den Zellen der Wabe und lege sie in zuvor aus Wachs geformte Weiselnäpfchen ab.
Die Näpfchen mit den Bienenlarven werden sodann in einen Zuchtrahmen gesteckt und in ein Pflegevolk gehängt, das neun Tage zuvor gebildet wurde, damit es zum Zeitpunkt der Zucht sicher über keine Königin verfügt. In diesem Volk pflegen die Ammenbienen die eingehängten Zuchtlarven und ziehen sie zu jungen Königinnen heran. Aufgrund der Größe der Näpfchen wissen die Pflegebienen, dass aus den Larven Königinnen entstehen sollen und füttern sie daher ausschließlich mit einem speziellen Futtersaft.
Nach fünf bis sechs Tagen haben sich die Larven so weit entwickelt, dass sie sich verpuppen. Die Bienen verschließen die Zellen, in denen die verpuppten Königinnenlarven liegen (sogenannte „Weiselzellen“), mit einem Wachsdeckel, sodass sich die Larven geschützt weiterentwickeln können. Jetzt ist die Zeit gekommen, die geschlossenen Zellen dem Pflegevolk zu entnehmen und einzeln in Käfige zu stecken. Derart gekäfigt kommen die Zellen in ein weiteres Volk, in welchem die Weiselzellen durch die Wärme des Bienenstockes warm gehalten werden. Der Sinn hinter dem Käfigen ist Folgender: In einem Bienenvolk kann nur eine einzige Königin regieren. Schlüpfte eine der gezüchteten Königinnen ungehindert im Bienenvolk, würde sie die sich noch in den verschlossenen Zellen befindlichen „Rivalinnen“ durch einen Stich abtöten. Solches soll natürlich verhindert werden – und dies geschieht durch einen Käfig.
Acht Tage nach dem Käfigen der Zellen schlüpfen die jungen Königinnen und können sogleich in ihr neues, endgültiges Volk gegeben werden. Oder sie kommen – quasi zur Zwischenmiete – in ein kleines Begattungsvolk, in welchem sie auf ihren Einsatz in einem Ableger oder Wirtschaftsvolk warten.